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Der Pferdeturm und die EC Hannover Indians GmbH i.v. Insolvenz
Hallo, Leidensgenossen,

ich habe hier erst einmal ne Menge Seiten bloß mitgelesen, weil ich sehen wollte, wohin die Diskussion so läuft. Finde, dass das hier doch für ein Eishockey-Fan-Forum erstaunlich vernünftig läuft, was auch wieder zeigt, dass die Fans vom Turm schon einiges erlebt haben und die Dinge inzwischen realistisch sehen.

Als mich mein Vater das erste Mal als Schüler zum Turm mitgenommen hat, hieß unser Verein noch RESG und auf dem Eis stand kein einziger Spieler, der Geld dafür bekommen hat. Damals habe ich mir eingebildet, ein solcher Sportverein könnte alleine von den Zuschauern leben und nicht Pleite gehen. Das Niveau kann sich heute keiner mehr vorstellen, es gab Spieler, die konnten nicht mal richtig rückwärtslaufen. Und trotzdem habe ich nie so viel Spaß am Eishockey gehabt, wie damals. Ich habe inzwischen Eishockeyspiele gesehen von den Kleinschülern über Frauen-Eishockey bis Weltmeisterschaft und für mich ist es völlig egal, in welcher Liga die Sportler da unten spielen, so lange sie sich für ihr Team zerreißen. In der Stadt, in der ich jetzt lebe, gibt es DEL-Eishockey, aber ich habe seit 10 Jahren kein DEL Spiel mehr gesehen – ich brauche das nicht. Vielleicht braucht man diese Einstellung zum Sport, um die Dinge gelassen zu sehen.

Inzwischen habe ich den Überblick etwas verloren, aber ich glaube, wenn es jetzt wieder eine Pleite gibt, dann ist das mindestens die vierte, die ich mit dem Eishockey am Turm erleben würde. Profi-Eishockey ist heute kein Sport mehr, sondern ein großes, teures Geschäft, mit Berufstätigen auf dem Eis, denen ich gar nicht absprechen will, dass ihnen dieser Sport auch Spaß macht, aber hauptsächlich ist das ihr Job, von dem sie leben müssen. Und dieses Geschäft trägt sich in Deutschland nicht, denn Deutschland ist ein Fußball-Land. Und dann kommen erst noch ein paar andere Sportarten für das Sponsoring, bevor wir zum Eishockey kommen. Für uns ist es der schönste Sport, aber für die meisten Deutschen nicht.
Ich lebe in der deutschen Hauptstadt, wir haben einen DEL-Club, der deutscher Meister ist, aber in meiner Zeitung steht meistens nicht einmal die halbe DEL-Tabelle drin und dass es eine zweite Liga gibt, weiß ich nur über das Internet. Dafür wird in meiner Zeitung über unsere zweitklassigen Fußballvereine ein Trara gemacht, als wären sie Bayern München.
Profi-Eishockey trägt sich nicht über Eintrittskartenverkauf, man kann damit auch kein Geld verdienen, sondern nur Geld reinstecken. Es gibt wohl im deutschen Profi-Eishockey keinen Verein, der nicht schon ein- oder mehrere mal insolvent war, ganz nach unten musste, irgendwann unter ähnlichem Namen dann wiederkam – das ist für die Fans jedesmal schrecklich, aber es ist die Normalität. Auch die Scorpions wird es über kurz oder lang erwischen, alles andere wäre ein Wunder.

Natürlich ist mein letztes Hemd schon weg und spenden werde ich auch. Nicht, weil das vernünftig ist. Aber wenn man so oft nach dem Motto gelebt hat „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, dann muss man auch jetzt etwas für die Hoffnung tun, denn wenn wir alle nichts tun, dann ist eins doch klar: Dann gibt es garantiert kein Wunder. Und ich will dann nicht zu denen gehören, die sagen, dass sie mit dafür gesorgt haben, dass die Hoffnung gestorben ist.

Trotzdem weiß ich natürlich: Wir werden das deutsche Eishockey nicht retten, wir werden auch das Eishockey am Turm nicht retten, sondern wir werden es bestenfalls wieder mal gerade so retten – bis zur nächsten Insolvenz.

Ich glaube schon lange, dass es theoretisch nur eine Möglichkeit gibt, das Eishockey in Hannover stabiler zu machen: Die Fans und die Sponsoren bündeln und sich aus der DEL fernhalten, um die Kosten wenigstens auf Zweitliga-Niveau zu halten. Das würde aber heißen: Schluss mit Scorpions, Schluss mit Indians. Und ein Neuanfang, nicht für den Turm, sondern für Hannover: Die Scorpions geben ihre Lizenz zurück, es wird eine neue, gemeinsame Spielbetriebs-GmbH gegründet, mit neuem Namen, und der Turm wird vorsichtig ausgebaut für die zweite BuLi für so etwa 7000 Zuschauer. Dann gibt es in Hannover ein Team für alle – für alle Fans und alle Sponsoren. Für diese Idee brauchen wir allerdings erst einmal einen großen Sponsor.

Ich fürchte allerdings, dass das ein Hirngespinst ist. Also machen wir so weiter: Versuchen wir wieder mal, zu retten, was zu retten ist und warten wir auf die nächste Insolvenz – Die kriegen wir bestimmt dann auch wieder hin. Einen Trost haben wir: Die Teams am Turm kommen und gehen, aber die Fans gehen nie in die Insolvenz. Wir sind unabsteigbar!
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RE: Der Pferdeturm und die EC Hannover Indians GmbH i.v. Insolvenz - von TurmOldie - 12.03.2013, 20:53
[split] Werdet ECHter Retter - von helgi - 08.03.2013, 14:31
RE: [split] Werdet ECHter Retter - von hellsau - 08.03.2013, 16:50
RE: [split] Werdet ECHter Retter - von Bubi - 08.03.2013, 17:25
RE: Werdet ECHter Retter - von snurfel - 08.03.2013, 14:34
RE: Werdet ECHter Retter - von wenona - 08.03.2013, 14:38
RE: Werdet ECHter Retter - von NYRangers - 08.03.2013, 14:48
RE: Werdet ECHter Retter - von Erni - 08.03.2013, 14:56

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